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Großtrappen (Otis tarda) bieten großartiges Schauspiel

von Dipl.- Biol. Björn Sander

Ein scheuer und mittlerweile seltener Vogel lebt im Osten Deutschlands: Es ist die Großtrappe, ein Verwandter des Kranichs. Ihre letzten Refugien haben die Trappen im Havelland sowie in den Belziger Landschaftswiesen. Bekannt sind die Trappen vor allem durch ihr Balzverhalten, dieses einmalige Naturschauspiel der balzenden Trappemhähne beginnt schon früh am Tag. Die imposanten Hähne rangeln um die besten Plätze, sie veranstalten einen "Schiebkampf", nicht selten endet dieser damit , daß sich die 8 bis 15 kg schweren Vögel mit ihren kräftigen Schnäbeln gezielt attackieren, einige müssen dabei sogar Federn lassen. Um den Hennen zu imponieren füllt der Hahn seinen Kehlsack bis zur Fußballgröße mit Luft und dreht die weißen Flügelunterseiten nach oben, dabei sieht er aus wie ein riesiger weißer Federball. Konnte der Hahn auf diese Weise eine Henne für sich gewinnen, so findet eine kurze und rabiate Paarung statt. Anschließend gehen beide wieder ihre eigenen Wege, denn Paare gibt es bei den Trappen nicht. 

Imposantes Schauspiel im Frühjahr: Balzender Trappenhahn

Die Brut und Aufzucht der ein bis zwei Küken ist die Sache der Henne. Die Eier legt sie in eine Mulde auf den nackten Boden eines Getreidefeldes oder einer Wiese. Hier sind die Gelege großen Gefahren ausgesetzt: Beispielsweise sind Kolkraben geschickte Nesträuber. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Potsdam konnte beobachtet werden, daß ein nicht unerheblicher Teil  der Eier den Kolkraben zum Opfer fällt. Ein Trappennest, dessen Eier der Autor versuchsweise gegen künstliche und mit Sendern präparierte Eier ausgetauscht hat, wurde von Kolkraben entdeckt und geplündert. Durch den Sender konnten die verschleppten Ei-Attrappen gefunden und die Kolkraben als "Eierdiebe" überführt werden. Allerdings sind die Gelege auch durch andere Tiere (Dachse, Füchse usw.) und Menschen gefährdet. 
Zur Zeit leben in Deutschland weniger als 100 Großtrappen, nur eine von zehn Trappen wird älter als ein Jahr. Erst nach drei bis fünf jahren sind sie geschlechtsreif, doch bis es soweit ist, werden sie meist Beute von Fuchs oder Habicht. Der Grund für den Rückgang der Trappenbestände ist allerdings der Mensch. Die Landwirtschaft und eine wachsene Bevölkerungsdichte (Zersiedelung der Landschaft, Straßenbau usw.) lassen keinen Platz für die schwersten flugfähigen Vögel. An dieser Stelle sei aber auch gesagt, daß die Trappe erst durch den Menschen einen geeigneten Lebensraum erhalten hat: Die ersten Äcker waren geeignete Lebensräume für diese aus der Steppe stammenden Vögel.
 


Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert: Trappenjagd vom Planwagen

Noch im 18. Jahrhundert lebten schätzungsweise 30.000 Trappen östlich der Elbe, zeitweilig wurden sie auf den Feldern zur Plage und mußten bejagt werden. Dies ist heute längst anders: Seit dem Siegeszug der modernen Landwirtschaft stellt keine Trappenherde mehr eine Gefahr für die Ernte dar. Auf den überdüngten und biozidbehandelten Äckern und Wiesen verhungern die Küken, die nötige Nahrungsvielfalt an Kräutern und Insekten ist verschwunden. Die meisten Gelege werden daher durch eine spezielle Aufzuchstation in Brandenburg erbrütet und die Küken von Hand aufgepäppelt. Als Jungvögel werden sie dann später in die Freiheit entlassen. Gleichzeitig werden aber auch die Umweltbedingungen für die Trappen verbessert: In Trappenschutzgebieten wird eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft gefördert. In den letzten Jahren sind die Chancen der Trappe daher nicht weiter gesunken - ob es zum Überleben der "märkischen Straße" reicht?
 


 Künstliche Aufzucht: Trappenküken fressen in den ersten Lebenstagen nur Insekten
 
 


Fliegende Jungtrappe: Trappen sind die schwersten flugfähigen Vögel






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